Soll dieser Park überbaut werden?
Auf dieser Wiese plant das Land Niedersachsen seit Jahren einen Neubau der Forensik des Maßregelvollzugszentrums Niedersachsen Moringen/Teilstandort Göttingen. Der geplante Bau, ein nüchternes Gebäude um einen Innenhof, umgeben von einer dichten, hohen Hecke, die mit Natodraht verstäkt ist, soll bis an die angrenzenden Wege herangeführt werden. Zum Bericht im Göttinger Tageblatt.
Diese Konzeption wurde tatsächlich als Zugeständnis des Landes Niedersachsen an die Bedürfnisse der Anwohner deklariert. Auf diese Weise werde sichergestellt, dass die Anwohner und die Patienten des benachbarten Asklepios Fachklinikums das Gelände weiterhin als Naherholungsbereich nutzen können. Als ob es keinen Unterschied macht, ob man durch einen weitläufigen Park spaziert oder entlang eines mehrstöckigen Gebäudes, das von einer funktionalen Hecke umgeben ist.
Es wurde betont, dass es ohnehin ein Entgegenkommen des Landes sei, dass die Anwohner den Park mitbenutzen dürfen. Ein weiterer Beleg für die Bürgerferne unserer politischen Entscheider. Die Bedürfnisse der Bürger, die mit ihren Steuern und Abgaben für all diese Projekte aufkommen, zählen nicht.
Die Überbauung des Parks zerstört eine historisch gewachsene Anlage. Zum Abriss der Baugeschichte.
Der Park gehörte traditionell zu allen psychiatrischen Einrichtungen auf dem Gelände. Als 2007 das damalige Landeskrankenhaus Göttingen an den Asklepios-Konzern verkauft wurde, verblieb die Forensik beim Land Niedersachsen und der Park wurde in zwei Hälften getrennt. Jens Betker, Geschäftsführer des Asklepios Fachklinikums Göttingen, erklärte gegenüber den LeineBÜRGERn, dass Asklepios gern den gesamten Park erworben hätte. Psychiatrische Einrichtungen wären generell von weitläufigen Parks umgeben, weil das Naturerleben zur seelischen Gesundung beitrage.
Am Rande bemerkt: Die Öffnung des Parks für die Allgemeinheit trägt nicht unerheblich zur Integration psychisch Erkrankter bei. Der Park war und ist eine wichtige Begegnungsstätte. Die gemeinsame Nutzung durch ‘Kranke’ und ‘Gesunde’ baut Schranken und Vorbehalte ab und setzt so wichtige Zeichen. Zwischen Anwohnern und Patienten gibt es keine Ausgrenzung. Leider ist dies den Entscheidern im fernen Hannover und vielen unserer Mitbürger hier in Göttingen nicht bekannt. Andernfalls würde man diese Begenungsstätte nicht so leichtfertig zerstören.
Wie die Zeichnung verdeutlicht, bleiben von dem weitläufigen Parkgelände lediglich Randbereiche übrig. Zum Lageplan.
Der Erholungswert des Areals geht vollständig verloren. Da die Stadt gerade dabei ist, im Südwesten Göttingens durch die Erschließung des Güterverkehrszentrums auf dem Siekanger/GVZ III Grünflächen in großem Stil zu versiegeln, ist ein weiterer Verlust an Naherholungsflächen nicht hinnehmbar.
Auch wenn viele Göttinger die Naherholungsflächen im Südwesten der Stadt nicht nutzen, sollte sich doch ebenso viel Empörung breit machen über die Vernichtung so großer Teile der Grünen Lunge der Stadt wie bei der Gartenkolonie am Rohns. Oder wird hier mit zweierlei Maß gemessen?
An Schönheit kann es der Park des ehmaligen Landeskrankenhauses Göttingen mit den Schillerwiesen im Ostviertel aufnehmen. Leider ist dieses Refugium für Mensch und Tier nur wenigen Göttingern bekannt. Deshalb protestiert niemand außer den Anwohnern gegen die Pläne und Bau-, Sozial- und Verwaltungsausschuss konnten 2009 den Entwurf des Bebauungsplans ohne Weiteres durchwinken. Gedanken über ein Alternativgelände kamen nicht einmal ansatzweise auf. Dabei gibt es nur wenige Meter südlich des Parks einen ungenutzten Bereich auf dem Gelände der Jugendanstalt Leineberg. Zum Lageplan.
Dieses Areal bietet die gleichen Möglichkeiten wie die Wiese im Park und hat eine eigene Zufahrt.
Allerdings ist der Zuschnitt etwas anders. Dr. Hesse, der ärztliche Direktor des Maßregelvollzugszentrums Niedersachsen Moringen, äußerte im Rahmen einer Vorstellung des Vorhabens am 5. April 2011 im Stadtteilbüro Leineberg, dass die Baupläne ohnehin noch einmal überarbeitet werden müssten. Im Zuge dieser Modernisierung der Pläne könnte ebensogut eine Anpassung an das Alternativgelände erfolgen. Dies regten die LeineBÜRGER während Veranstaltung mit Dr. Hesse und noch einmal beim Bürgerforum Leinberg am 2. Mai 2011 an.
Auf diesen Vorschlag wurde von der Verwaltung im Nachgang nur knapp mitgeteilt, dass es aus geologischen Gründen unmöglich sei, das Alternativgelände zu bebauen. Im Herbst 2011 erfuhren wir, dass genau dieses Gelände bei der ursprünglichen Planung für den Neubau der Göttinger JVA anvisiert war. Zu dieser Zeit sei die JVA mit 110 Plätzen noch deutlich kleiner geplant gewesen als der heutige Bau in Rosdorf. Die Bebaubarkeit ist demnach gegeben. Und da die neue Forensik 68 Patienten beherbergen soll, sollte der Platz ausreichen.
Liebe Göttingerinnen und Göttinger, bitte setzen Sie sich mit uns für den Erhalt dieses wunderschönen alten Parks ein.
Es ist Eile geboten: Noch in diesem Jahr soll mit Baumaßnahmen begonnen werden, erfuhren wir in der Sitzung des Bauausschusses am 22. März 2012. Die Planer machten deutlich, dass sie alles daran setzen werden, dass noch vor der Landtagswahl am 20. Januar 2013 das Gelände teilgerodet und planiert werden solle. Es besteht offensichtlich Sorge, dass die kommende Landesregierung das Vorhaben nicht, oder nicht in der geplanten Weise verwirklichen wird.
Machen Sie sich unbedingt selbst ein Bild von dem wunderschönen Areal. Übrigens: Auf dem Asklepios-Gelände finden Sie ein tolles Café mit Sonnenterasse. Ein Besuch lohnt sich.