Informationen und Lageplan

DAS SOLLTEN SIE WISSEN

Wo liegt der Siekanger?

Siekanger ist der Name der Feldmark im Südwesten Göttingens. Er erstreckt sich zwischen den drei Wohngebieten Grone-Süd, dem Leineberg und Rosdorf/Hamberg. Der nördliche Teil gehört zum Göttinger Stadtgebiet, der südliche zur Gemeinde Rosdorf.Uebersichtskarte BB

Was genau ist geplant?

Der bislang landwirtschaftlich genutzte Siekanger dient als fußläufig erreichbares Naherholungsgebiet für mehrere tausend Anwohner/innen. Er ist Lebensraum für viele z.T. geschützte Tierarten.
Sowohl die Stadt Göttingen als auch die Gemeinde Rosdorf streben die Umwandlung der Ackerflächen in ein riesiges Gewerbegebiet an. Auf Göttinger Seite wurde im Januar 2012 mit Erschließungsarbeiten für ein 34 Hektar großes Industriegebiet mit Logistikschwerpunkt begonnen – das GVZ III – trotz Protesten der Anwohner, berechtigten Interessen des Natur- und Umweltschutzes und überschuldeter Haushaltslage.

Was ist ein Güterverkehrzentrum, kurz GVZ?

In Güterverkehrszentren werden Waren von einem Verkehrsträger auf einen anderen umgeladen. In solchen Zentren treffen mindestens zwei verschiedene Verkehrsträger (z.B. Straße und Schiene) zusammen. Im näheren Umfeld siedeln sich  Transportunternehmen, Lagerbetriebe, ergänzende Dienstleistungsunternehmen wie Tankstellen, Fahrzeugwartungsbetriebe etc. sowie logistikintensive Industrie- oder Handelsbetriebe an.

Für den Bau solcher Zentren spricht die Verlagerung des Güterfernverkehrs von der Straße auf die Schiene. Dieser sog. Kombinierte Verkehr ist politisch gewollt und wird durch öffentliche Mittel gefördert. Kombinierter Verkehr schont die Umwelt, da weniger Treibhausgase freigesetzt werden.

Mit welchen Auswirkungen müssen Nachbarn eines GVZs regelmäßig rechen?

Die zuvor geschilderten Zwecke eines GVZs bringen zwangsläufig eine Häufung gesundheitsschädlicher Emissionen mit sich. Ein GVZ ist gekennzeichnet durch

  • massive Zerstörung der Umwelt, wenn wie in Göttingen geplant, sich möglichst viele Investoren in dem Gebiet ansiedeln sollten. Der Bebauungsplan ermöglicht eine ‘optimale’ Ausnutzung (Versiegelung) der Fläche.
  • Schwerlastverkehr mit den entsprechenden Dieselabgasen
  • deutlich vermehrtes Verkehrsaufkommen durch Mitarbeiter-PKW ganzjährig zu jeder Tages- und Nachtzeit.
  • Rangierverkehr von der ICE-Trasse auf das Gelände vor allen in den Nachstunden.
  • ständige Geräuschkulisse.

Mit gutem Grund ist die Errichtung eines GVZs deshalb nicht überall statthaft. Das Land Niedersachsen hat die Standorte für diese Logistikzentren im Landes-Raumordnungsprogramm festgelegt.

In Niedersachsen gibt es sechs offizielle Logistikstandorte. Der südlichste ist Göttingen. Allerdings weist das Landes-Raumordnungsprogramm nicht die Stadtgebiete Göttingens als Vorzugsflächen für GVZs aus, sondern ein nördlich gelegenes Areal, das in dem Programm als Göttingen-Bovenden bezeichnet wird. (vgl. Lesefassung des Landesraumordnungsplans S. 30f. der pdf)

Warum entsteht in Göttingen ein GVZ ausgerechnet zwischen Wohngebieten?

Sehr viele Kommunen nutzen, ebenso wie Göttingen, ihre Planungshoheit, um Logistikflächen auszuweisen. Die (unbewiesene) Begründung ist stets die Gleiche. Logistik sei eine Wachstumsbrache und die Bevorratung von Logsitkflächen führe zu Wirtschaftswachstum und neuen Arbeitsplätzen. Man hätte auch gern ein Stück vom Kuchen, erklärte Klaus Hoffmann, Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung das Vorhaben auf dem Siekanger  im Rahmen des Bürgerforums Leineberg am 2. Mai 2011. Die Belastungen für die Anwohner werden ignoriert.

Was geht mich das an?

  • Der Siekanger ist bedeutsamer Kaltlufterzeuger. Angesichts globaler Erwärmung  eine immer wichtiger werdende klimatische Funktion für uns alle.
  • Göttingen ist jetzt schon eine laute Stadt mit schlechter Luftqualität. Gesundheitschädigende Stoffe wie Feinstaub und Stickoxide atmen wir alle ein. Es ist Aufgabe der Stadt, die Bürger/innen vor schädichen Emissionen zu schützen. Diese Aufgabe wird vernachlässigt.
  • Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Mitgeschöpfen und der Natur. Aber die Göttinger Stadtplanung setzt sich regelmäßig über diese Belange hinweg.
  • Wußten Sie, dass fruchtbare Ackerböden wie auf dem Siekanger ein immer knapper werdendes, und deshalb schützenswertes Allgemeingut sind?
  • Die Logistikbranche ist flächenintensiv aber mitarbeiterschwach. Sollen wir vor diesem Hintergrund wirklich glauben, dass auf dem Siekanger ebenso viele Arbeitsplätze entstehen werden, wie für den mehr als zehnmal größeren Jade-Weser-Port prognostiziert werden?
  • Zudem setzen viele Arbeitsplätze in der Logistikbranche keine nennenswerten Qualifikationen voraus, was sich im Lohnsektor widerspiegelt.
  • Göttingen ist überschuldet. Anbieter von sozialen und kulturellen Einrichtungen unserer Stadt bangen um ihren Fortbestand. Aber Göttingen leistet sich ein GVZ III – das selbst bei optimaler Ausnutzung mit Verlusten zwischen drei bis zehn Millionen Euro kalkuliert wird – und verneint kategorisch, dass eine intensivere Nutzung des bestehenden GVZs, ggfs. in Kooperation mit der Bahn möglich ist.

Welche Welt wollen wir nachfolgenden Generationen hinterlassen?